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Normale Version: Stromausfall in Berlin-Köpenick
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Sophie

Seit Dienstagnachmittag haben 31.000 Haushalte in Berlin Köpenick keinen Strom. Bis mindestens Mittwoch Nachmittag - vermutlich aber auch länger. Es gehen keine Straßenbahnen, Alarmanlagen fallen aus, weshalb Geschäfte bewacht und Kreuzung von Polizisten verkehrsgeregelt werden müssen. Schulen und Kindergärten sind geschlossen. Auch der Mobilfunk macht teilweise schlapp. 

Anfangs war auch noch die Fernwärme betroffen.

Das auslösende Bauunternehmen hatte bei der Sanierung der Salvador-Allende-Brücke zwei 110 000 Volt führende Leitungen zerstört. Arbeiter scheinen dabei jedoch nicht zu Schaden gekommen zu sein..

https://www.tagesspiegel.de/berlin/poliz...13448.html

PuK

(20.02.2019, 12:59)Sophie schrieb: [ -> ]Seit Dienstagnachmittag haben 31.000 Haushalte in Berlin Köpenick keinen Strom. Bis mindestens Mittwoch Nachmittag - vermutlich aber auch länger. Es gehen keine Straßenbahnen, Alarmanlagen fallen aus, weshalb Geschäfte bewacht und Kreuzung von Polizisten verkehrsgeregelt werden müssen. Schulen und Kindergärten sind geschlossen. Auch der Mobilfunk macht teilweise schlapp. 

Anfangs war auch noch die Fernwärme betroffen.

Und die Folgen eines solchen Stromausfalls werden immer schlimmer. 

Beispiel Festnetztelefon: Früher hattest du auf einer analogen Telefonleitung immer eine Spannung anliegen, die von der Vermittlungsstelle kam und damit von der lokalen Stromversorgung unabhängig war. Das Telefon funktionierte also auch bei Stromausfall weiter, außer die Vermittlungsstelle selbst wäre auch vom Stromausfall betroffen. Das hattest du sogar noch auf ISDN-Leitungen. Damit war zwar nur noch eine Art Notbetrieb einer Telefonanlage möglich (du konntest z.B. nicht mehr auf Lautsprecher schalten), aber telefonieren ging grundsätzlich noch. Heute mit flächendeckendem VoIP ist das Telefon, und damit auch der Notruf bei Stromausfall tot.

Deshalb fährt die Polizei in Köpenick gerade verstärkt Streife, damit sie die Leute durch Winken und Rufen auf Notfälle aufmerksam machen können. Gut, dass die Polizei dort ihre Streifenwagen noch nicht auf Elektromotoren umgestellt hat, übrigens. Denn ca. 200 km Reichweite (falls der Akku zum Zeitpunkt des Stromausfalls gerade voll geladen ist, natürlich nur) hast du auch in der Stadt ziemlich schnell vergurkt, wenn du Streife fährst. 

In Berlin hat die Feuerwehr bei einem anderen Stromausfall auch schon mal festgestellt, dass sie nicht mehr ausrücken konnte. Denn die elektrischen Rolltore der Garagen für die Feuerwehrautos ließen sich ohne Strom nicht mehr öffnen, auch nicht per Handbetrieb. Diese Möglichkeit war ganz einfach nicht vorgesehen.  

Oder Trinkwasserversorgung. Früher gab es Wassertürme. Die funktionierten nach dem einfachen physikalischen Prinzip der kommunizierenden Röhren. Heute wird der Druck auf der Wasserleitung durch Pumpen aufgebaut. Natürlich durch elektrische Pumpen. 

Redundante Planung von Infrastrukturen scheint völlig aus der Mode zu sein. Wenn irgendwas versagt, fällt alles gleichzeitig aus. Da blüht uns noch einiges.

PuK

Doch, die Stromversorgung in Köpenick war redundant geplant, lese ich gerade. 

Zitat:Es war ein Treffer an der denkbar kritischsten Stelle: Um 14.07 Uhr am Dienstag hat eine Baufirma an der Salvador-Allende-Brücke bei einer waagerechten Bohrung im Erdreich zunächst ein 110.000-Volt-Kabel durchbohrt – und zwar alle drei Einzeldrähte, jeder 15 Zentimeter dick. Das fiel zunächst nicht auf, sodass die Firma weiterbohrte und um 14.10 Uhr auch die drei Drähte eines daneben liegenden Kabels zerstörte. Danach wurde es dunkel in weiten Teilen von Köpenick.

Quelle: Tagesspiegel

Aber nicht redundant genug, nicht räumlich redundant. Die hatten da also schon ein Reservekabel. Das war offensichtlich das zweite, bei dessen Zerstörung dann die Lichter ausgingen. Aber das hatten sie direkt neben dem ersten verlegt. Man musste da also nur einmal buddeln, um beide Kabel zu zerstören, erst das eigentliche Versorgungskabel und dann das Reservekabel. Und genau das haben die Bauarbeiter gemacht. 

Mannomann. Das Reservekabel nur eine Straße weiter zu verlegen, hätte genügt, um das zu verhindern. (Ok, in dem Fall lief das Kabel über eine Brücke. Aber das wird ja hoffentlich nicht die einzige Brücke sein, die es da über was auch immer gibt.)

Oder man macht's halt möglichst billig, verzichtet auf Redundanz und spart sich das Reservekabel von vornherein. Dann wären die Lichter eben schon drei Minuten früher ausgegangen. Aber beide Kabel direkt nebeneinander zu verlegen ist maximaler Schwachsinn. Es gibt natürlich auch dafür ein eleganteres Wort. Das nennt sich "Scheinredundanz".

Bogdan

(21.02.2019, 08:52)PuK schrieb: [ -> ]Doch, die Stromversorgung in Köpenick war redundant geplant, lese ich gerade. 


Aber nicht redundant genug, nicht räumlich redundant. Die hatten da also schon ein Reservekabel. Das war offensichtlich das zweite, bei dessen Zerstörung dann die Lichter ausgingen. Aber das hatten sie direkt neben dem ersten verlegt. Man musste da also nur einmal buddeln, um beide Kabel zu zerstören, erst das eigentliche Versorgungskabel und dann das Reservekabel. Und genau das haben die Bauarbeiter gemacht. 

Mannomann. Das Reservekabel nur eine Straße weiter zu verlegen, hätte genügt, um das zu verhindern. (Ok, in dem Fall lief das Kabel über eine Brücke. Aber das wird ja hoffentlich nicht die einzige Brücke sein, die es da über was auch immer gibt.)

Oder man macht's halt möglichst billig, verzichtet auf Redundanz und spart sich das Reservekabel von vornherein. Dann wären die Lichter eben schon drei Minuten früher ausgegangen. Aber beide Kabel direkt nebeneinander zu verlegen ist maximaler Schwachsinn. Es gibt natürlich auch dafür ein eleganteres Wort. Das nennt sich "Scheinredundanz".

Genau so ist es.

Martin

(21.02.2019, 08:52)PuK schrieb: [ -> ]Doch, die Stromversorgung in Köpenick war redundant geplant, lese ich gerade. 


Aber nicht redundant genug, nicht räumlich redundant. Die hatten da also schon ein Reservekabel. Das war offensichtlich das zweite, bei dessen Zerstörung dann die Lichter ausgingen. Aber das hatten sie direkt neben dem ersten verlegt. Man musste da also nur einmal buddeln, um beide Kabel zu zerstören, erst das eigentliche Versorgungskabel und dann das Reservekabel. Und genau das haben die Bauarbeiter gemacht. 

Mannomann. Das Reservekabel nur eine Straße weiter zu verlegen, hätte genügt, um das zu verhindern. (Ok, in dem Fall lief das Kabel über eine Brücke. Aber das wird ja hoffentlich nicht die einzige Brücke sein, die es da über was auch immer gibt.)

Oder man macht's halt möglichst billig, verzichtet auf Redundanz und spart sich das Reservekabel von vornherein. Dann wären die Lichter eben schon drei Minuten früher ausgegangen. Aber beide Kabel direkt nebeneinander zu verlegen ist maximaler Schwachsinn. Es gibt natürlich auch dafür ein eleganteres Wort. Das nennt sich "Scheinredundanz".

Bei Server-Räumen z. B. bestehen Versicherungen auf räumliche Trennung zwischen produktiver Umgebung und Sicherungseinrichtungen. Sonst wird es sehr teuer oder erst gar nicht versicherbar. Aber, hey, wir sprechen von Berlin. Gehört eigentlich in den Failed City-Thread.

Martin