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Normale Version: Apotheker fordern Verbot von Rabatten
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Martin

Zitat:Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs fordern deutsche Apotheker eine sofortige Gesetzesänderung. Ihr Ziel: Die gerichtlich erlaubten Rabatte auf Arzneimittel im Versandhandel sollen abgeschafft werden.

Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/apo...e-101.html

Unglaublich. Da beschließt der EuGH doch glatt mal was im Interesse der Verbraucher und schon soll es gekippt werden. Womöglich haben die Bewahrer der Apotheken-Zünfte auch noch Erfolg damit.

Die Lüge der Versorgungssicherheit wird auch da wieder hervorgekramt. Tatsächlich ist es so, dass

a) nicht alle Medikamente in einer Apotheke ausgegeben müssen, sondern z. B. auch über spezielle Terminals in Supermärkten erhältlich sein könnten oder 
b) Medikamente auch über eine zentrale Stelle bereitgestellt werden können, wie z. B. in einer Klinik-Apotheke, die ohnehin rund um die Uhr geöffnet hat.

Beide Modelle sind im Ausland häufig anzutreffen, ohne das die Leute schlechter versorgt wären. Hier geht es nur um das Klammern an uralten Privilegien, die längst überholt sind. Dass die CSU dieses verbraucherfeindliche Ansinnen der Apotheker unterstützt, ist ein starkes Stück.

Martin

PuK

Tja.

"Binnenmarkt" bedeutet eben nicht, dass du einkaufen kannst, wo du willst, und zu den dortigen Preisen. Sondern nur, dass die Konzerne ihre Ware möglichst ungehindert über Landesgrenzen verschieben können, um damit möglichst viele Menschen zu beglücken.

Und dass sie dabei die Preise regional individuell festsetzen können. Also quasi in dem Fall so, dass das jeweilige öffentliche Gesundheitssystem so ausgepresst wird, wie es gerade noch geht, bevor es zusammenbricht.

Das ist ein funktionierender "Binnenmarkt". :smartass:

Martin

(24.10.2016, 21:30)PuK schrieb: [ -> ]Das ist ein funktionierender "Binnenmarkt". :smartass:

Ja, ein Binnenmarkt, in dem es (O-Ton EU) "unfair" ist, wenn Du als Verbraucher nach Wegfall der Roaming-Gebühren mit einer polnischen SIM-Karte hier in Deutschland billig telefonieren würdest, weshalb man das unterbunden hat. Aber es ist natürlich "fair", wenn ein polnischer Arbeitstrupp unter Aushebelung sämtlicher Arbeitszeit-, Sozialversicherungs- und Vergütungsgesetzen per Werkvertrag hier seine Arbeit verrichtet.

Das nennt sich EU und alle profitieren davon. Du verstehst das nur nicht.  Yes

Martin

TomTinte

(24.10.2016, 21:21)Martin schrieb: [ -> ]Unglaublich. Da beschließt der EuGH doch glatt mal was im Interesse der Verbraucher und schon soll es gekippt werden. Womöglich haben die Bewahrer der Apotheken-Zünfte auch noch Erfolg damit.

Die Lüge der Versorgungssicherheit wird auch da wieder hervorgekramt. Tatsächlich ist es so, dass

a) nicht alle Medikamente in einer Apotheke ausgegeben müssen, sondern z. B. auch über spezielle Terminals in Supermärkten erhältlich sein könnten oder 
b) Medikamente auch über eine zentrale Stelle bereitgestellt werden können, wie z. B. in einer Klinik-Apotheke, die ohnehin rund um die Uhr geöffnet hat.

Beide Modelle sind im Ausland häufig anzutreffen, ohne das die Leute schlechter versorgt wären. Hier geht es nur um das Klammern an uralten Privilegien, die längst überholt sind. Dass die CSU dieses verbraucherfeindliche Ansinnen der Apotheker unterstützt, ist ein starkes Stück.

Martin


und der Bundesgesundheitsminister will den Versandhandel mit Arzneien auf Rezept verbieten.
Diese Handlungsweise ist nicht überraschend.

https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/in...ieten.html

Martin

(28.10.2016, 13:06)TomTinte schrieb: [ -> ]und der Bundesgesundheitsminister will den Versandhandel mit Arzneien auf Rezept verbieten.
Diese Handlungsweise ist nicht überraschend.

https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/in...ieten.html


Dieses ganze Blabla von wegen offenen Grenzen und freiem Handel gilt immer dann nicht mehr, wenn es um Vorteile für den Verbraucher geht. Das gleiche Spiel bei den SIM-Karten. Es wird unterbunden, dass man nach Wegfall des Roamings innerhalb der EU mit einer ausländischen SIM-Karte deutlich günstiger telefonieren könnte. Im EU-Ausland werden auch Volumentarife für Daten deutlich günstiger angeboten.

Und wie schnell auf einmal alles geht! Sofort setzt sich das Gesundheitsministerium in Gang, um ein Gesetz vorzubereiten. Die SPD duckt sich pflichtgemäß weg.
Groehe ist der gleiche lobbyhörige Nichtsnutz wie ein Oettinger und ein Brok. Politik zum Abgewöhnen.

Martin

PuK

(28.10.2016, 13:06)TomTinte schrieb: [ -> ]und der Bundesgesundheitsminister will den Versandhandel mit Arzneien auf Rezept verbieten.
Diese Handlungsweise ist nicht überraschend.
https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/in...ieten.html

Ja, und die Begründung ist bestimmt die tolle "Beratung" in der Apotheke*. Ich kaufe mir schon lange meine Medikamente in zwei unterschiedlichen Apotheken, um nicht jedes Mal beraten zu werden und dann ausführlich erklären zu müssen, warum sich die Medis bei mir vertragen, und nur bei anderen Leuten nicht. Das mit den zwei Apotheken geht echt schneller, zumindest hier in der Stadt.

Über meine Medikamentierung mit verschreibungspflichtigen Medikamenten entscheidet der Arzt, und nur der Arzt. Der kennt nämlich mich, meine Krankheiten und meine medizinische Geschichte. Die Apotheke ist nur die Ausgabestelle für die Medikamente, und ich habe Apotheken auch noch nie anders begriffen.

Die sollen die Leute beraten, ob sie lieber Paracetamol, Ibuprofen oder Aspirin nehmen sollen, wenn sie gerne beraten möchten, und (nur) wenn die Leute sie danach fragen. Aber selbst bei dem rezeptfreien Zeug weiß ich vorher genau, was ich will. Paracetamol, und zwar irgendein No-Name.
_____
(Edit)

* Hihi, nein, ist sie nicht. Sie ist noch besser.

Zitat:Auch Minister Gröhe hatte sich schnell positioniert: "Für die Menschen in unserem Land ist Qualität und Sicherheit in der Arzneimittelversorgung unabdingbar mit einem flächendeckenden Netz wohnortnaher Apotheken verbunden. Der Versandhandel kann die wohnortnahe Versorgung durch Präsenzapotheken nicht ersetzen."

Ja klar. Die Alten und die Siechen tun sich viel leichter, sich in die Apotheke im Dorf (oder im nächsten, drei Kilometer entfernten Dorf oder in der nächsten Kleinstadt, fünf bis zehn Kilometer weg) zu schleppen als zur Wohnungstür, wenn der Postbote klingelt. Und zur Apotheke muss man meistens zwei Mal, weil sie ja praktisch alles, was seltener verkauft wird als "Aspirin + C" im Winter, erst im Großhandel bestellen müssen.

Herr, schmeiß Hirn vom Himmel.

_solon_

(28.10.2016, 13:23)PuK schrieb: [ -> ]Ja, und die Begründung ist bestimmt die tolle "Beratung" in der Apotheke*. Ich kaufe mir schon lange meine Medikamente in zwei unterschiedlichen Apotheken, um nicht jedes Mal beraten zu werden und dann ausführlich erklären zu müssen, warum sich die Medis bei mir vertragen, und nur bei anderen Leuten nicht. Das mit den zwei Apotheken geht echt schneller, zumindest hier in der Stadt.

Über meine Medikamentierung mit verschreibungspflichtigen Medikamenten entscheidet der Arzt, und nur der Arzt. Der kennt nämlich mich, meine Krankheiten und meine medizinische Geschichte. Die Apotheke ist nur die Ausgabestelle für die Medikamente, und ich habe Apotheken auch noch nie anders begriffen.

Die sollen die Leute beraten, ob sie lieber Paracetamol, Ibuprofen oder Aspirin nehmen sollen, wenn sie gerne beraten möchten, und (nur) wenn die Leute sie danach fragen. Aber selbst bei dem rezeptfreien Zeug weiß ich vorher genau, was ich will. Paracetamol, und zwar irgendein No-Name.
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(Edit)

* Hihi, nein, ist sie nicht. Sie ist noch besser.


Ja klar. Die Alten und die Siechen tun sich viel leichter, sich in die Apotheke im Dorf (oder im nächsten, drei Kilometer entfernten Dorf oder in der nächsten Kleinstadt, fünf bis zehn Kilometer weg) zu schleppen als zur Wohnungstür, wenn der Postbote klingelt. Und zur Apotheke muss man meistens zwei Mal, weil sie ja praktisch alles, was seltener verkauft wird als "Aspirin + C" im Winter, erst im Großhandel bestellen müssen.

Herr, schmeiß Hirn vom Himmel.

Auch über den Online-Versandhandel wird bereits beraten. Wenn ich bei DocMorris bestelle, bekomme ich noch ein ärztliches/apothekarisches Statement, neben der Ware, mitgeliefert.

Sophie

(28.10.2016, 13:23)PuK schrieb: [ -> ]Ja klar. Die Alten und die Siechen tun sich viel leichter, sich in die Apotheke im Dorf (oder im nächsten, drei Kilometer entfernten Dorf oder in der nächsten Kleinstadt, fünf bis zehn Kilometer weg) zu schleppen als zur Wohnungstür, wenn der Postbote klingelt. Und zur Apotheke muss man meistens zwei Mal, weil sie ja praktisch alles, was seltener verkauft wird als "Aspirin + C" im Winter, erst im Großhandel bestellen müssen.

Herr, schmeiß Hirn vom Himmel.

Vor allem gibt es ja reichlich Apotheken, da könnte eine gewisse Ausdünnung... Weil diese sind ja nun nicht unbedingt dort, wo die Patienten sie brauchen, sondern dort wo die Ärzte sitzen und sie hoffen ordentlich Kohle zu machen. Würden sie nicht in den teuren Innenstadtlagen Geschäftsräume anmieten müssen, kämen  sie auch mit weniger Umsatz aus.

pocahontas

Sicherlich sind die Apotheken ein Teil des Problems.
Aber im Gegensatz zu früher stehe ich beim Kauf von 3 Medikamenten mindestens doppelt so lange rum, weil die freundliche Bedienung mit Engelsgeduld nachschaut, welche Krankenkasse bei welchem Medikament günstige Rahmenverträge hat bzw. ob es nicht eine Alternative beim Hersteller gibt, der billiger ist.
Es gehört gründlich aufgeräumt in der Pharmaindustrie, in den KVs und den Krankenkassen, dann erledigen sich die Probleme mit den Apotheken von selbst.

Martin

(28.10.2016, 13:23)PuK schrieb: [ -> ]Ja, und die Begründung ist bestimmt die tolle "Beratung" in der Apotheke*. 

Nein, die Begründung ist (bitte festhalten), dass auch die Versorgung von Chronikern in strukturschwachen Gebieten flächendeckend gewährleistet werden kann.
Also die, die je nach Krankheit drei- bis fünfstellige Beträge pro Jahr sparen könnten, wenn sie die Medikamente günstig im Ausland oder, bei funktionierendem Wettbewerb, in Online-Apotheken in Deutschland bestellen würden. Und eine "Wettbewerbsverzerrung" wurde als Grund genannt. Klar, der Wettbewerb würde verzerrt, wenn man Wettbewerb zulassen würde.
Das Vorgehen der Regierung ist eine bodenlose Unverschämtheit. Reine Lobbyarbeit zu Lasten der Verbraucher. Damit der akademisierte Einzelhandel der stationären Apotheken auch weiterhin vier holzvertäfelte Läden auf 100 Meter Innenstadtlauffläche unterhalten kann.

Übrigens: Online-Apotheken beraten auch. Telefonisch (auf Wunsch, meist per 0800-Nummer) und per Beipackzettel, der über evtl. Wechselwirkungen der bestellten Medikamente aufklärt.

Martin
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