25.08.2018, 16:03
(25.08.2018, 12:33)Klartexter schrieb:Du hast sicher recht, Serge, was die drei Südstaaten Spanien, Italien und Griechenland betreffend der Jugendarbeitslosigkeit angeht. Aber das ist eben nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite gibt es aber auch, denn nicht jeder Arbeitslose ist bereit, sein ihm vertrautes Umfeld aufzugeben, um dann tausende Kilometer entfernt in einem Land, dessen Sprache ihm fremd ist, sein Glück zu versuchen. Natürlich lassen sich Sprachen erlernen, aber das kostet zum einen Geld, zum anderen Zeit. Ich weiß, von was ich schreibe, meine Cousine lebt in Athen, wo sie bis zu ihrer Pensionierung im Goethe-Institut gearbeitet hat. Meine Schwägerin ist Italienerin, von daher bekommt man einen anderen Blick auf diese Länder.
Ich glaube auch nicht, dass der Eingliederungszuschuss eine große Rolle spielt. Ich habe es hier ja schon einmal geschrieben, dass meine Schwägerin in Regensburg seit Monaten auf der Suche nach Fachkräften in der Kfz-Branche ist. Einige Meister gehen die nächsten Jahre in den Ruhestand, auch da wird Ersatz gebraucht. Obwohl europaweit mit Anzeigen um Fachkräfte geworben wurde, die Bezahlung weit über Tarif liegt, sind die Stellen doch immer noch frei. Inzwischen hat sie einen Asylbewerber eingestellt, aber da gibt es auch Probleme. Zum einen mit der hiesigen Arbeitsdisziplin, zum anderen mit der Sprache. Außerdem ist ja noch nicht entschieden, ob der Mann nicht doch wieder Deutschland verlassen muss.
Oberflächlich betrachtet hast Du sicher recht, was die unterschiedlichen Kulturkreise eines arabischen und eines italienischen Jugendlichen betrifft. Beiden gemein ist aber, dass sie eine für sie fremde Sprache erlernen müssen. Beiden gemein ist auch, dass die Abläufe in der Arbeitswelt ihrer Herkunftsländer deutlich laxer sind als hier in Deutschland. Hier müssen sich beide anpassen, was nicht immer von Erfolg begleitet ist.
Die überwiegende Mehrzahl von Muslimen hier in Deutschland hat übrigens türkische Wurzeln, auch wenn die inzwischen dritte Generation auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Natürlich ist es auch richtig, dass ein Großteil der Flüchtlinge aus muslimischen Ländern kommt. Dass es gerade bei diesen zu Problemen mit demokratischen Grundregeln und der Gleichstellung der Geschlechter kommt, ist nicht weiter verwunderlich. Aber die Mehrzahl dieser Menschen bemüht sich, diese Regeln zu beachten, was aber keine oder kaum Resonanz in den Medien findet. Dafür wird aber sofort über jeden Verstoß gegen diese Regeln in den Medien berichtet, was zwangsläufig zu einem Zerrbild der Tatsächlichen Situation führt.
Ich vergleiche mal Seehofer mit dem Dieselskandal. In den USA werden den Betroffenen die Kaufpreise erstattet plus Entschädigung, die Fahrzeuge werden in der Hardware umgerüstet. In Deutschland wird allenfalls ein Softwareupdate angeboten, Entschädigungen gibt es keine und der hiesige Verkehrsminister Scheuer hät auch nichts von einer Hardwarenachrüstung.So, in Deutschland macht Seehofer große Ankündigungen, obwohl er zumindest wissen sollte, dass einige seiner Vorhaben in Kollision mit bestehenden bilateralen Vereinbarungen und Verträgen stehen. Nicht nur das, auch deutsche Gesetze werden tangiert, was ihm dann auch die von Dir bemängelte mediale Schelte eingebracht hat. Was hat sich nun geändert an der Situation in Deutschland, außer dass es in Bayern nun sogenannte Ankerzentren gibt? Da hat man bestehende Unterkünfte einfach umbenannt, aber an der Situation hat sich nichts geändert. Für mich ist das nur Schattenboxen, tatsächliche Veränderungen und Verbesserungen sehen anders aus. Aber da ist nach wie vor Fehlanzeige, während beispielsweise Frankreich, Italien und Österreich neue Fakten schaffen.
Da bin ich anderer Ansicht bzw. ich bleibe bei meiner.
Es fiele sicher nicht allen Jugendlichen aus den südeuropäischen Ländern leicht, aufgrund ihrer Arbeitslosigkeit ihr Glück in Deutschland zu versuchen.
Aber es wären sicher viele, ja genug daran interessiert, wenn das von den deutschen Betrieben im jeweiligen Heimatland der Jugendlichen entsprechend annonciert und offensiv beworben würde.
Und ja, eindeutig ja, als Jugendliche aus EU-Ländern sollten sie verdammt nochmal mehr Chancen bekommen, einen Ausbildungsplatz in einem deutschen Betrieb zu erhalten als nicht-europäische Jugendliche, sprich vor allem junge Flüchtlinge, die eigentlich wegen eines ablehnenden Asylbescheids in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden sollten. Zumal die Eingliederung von EU-Jugendlichen in eine westliche Gesellschaft zehnmal einfacher ist als die von arabischen.
Im Übrigen gibt es sicher hinreichende Gründe, warum ihnen Asyl verwehrt wurde.
Willst du denn das Asylrecht immer mehr aufweichen oder letztlich ad absurdum führen?
Und sicher spielt dieser Eingliederungszuschuss eine wesentliche Rolle. Es gibt Handwerksbetriebe und kleinere Unternehmen, die ganz scharf darauf sind. Das kannst du mir schon glauben, ich weiß da schon Genaueres. Und wenn dann der auszubildende Flüchtling abgeholt und zurückgebracht wird, dann führt man natürlich nur das Wort "inhuman" im Munde, aber vom entgangenen finanziellen Vorteil spricht natürlich keiner. Wer würde das auch tun können, ohne dann nicht sofort als Erzkapitalist gebrandmarkt zu werden!?
Es mag auch löbliche Ausnahmen geben, wo es den ausbildenden Betrieben und Unternehmern wirklich nur um das Schicksal des Einzelnen geht …
Und Klartexter, natürlich tauchen darüber laufend Meldungen in den Medien auf, vor allem in den Magazinen und in den Nachrichten mit Hintergrundberichten, welch gute Fortschritte hier und dort schon bei der Eingliederung von Muslimen gemacht wurden. Und es gibt allerdings auch immer wieder Meldungen, die vom Gegenteil zeugen, oft mit dem offensichtlichen Versuch, die Herkunft der Täter zu verschleiern oder zu verklausulieren (ein "Deutscher" …, ein in Deutschland lebender 22-jähriger Mann etc.)
Und noch etwas zu den türkischen Muslimen, von denen du annimmst, dass sie die größte Gruppe unter den Muslimen sind.
Mit den türkischen Gastarbeitern und ihren Kindern und Kindeskindern ist der Versuch der Integration nicht gelungen. Man lebte meist friedlich nebeneinander her, profitierte voneinander, aber das war's dann auch, bis auf wenige Ausnahmen. Es war nicht allein die Schuld der deutschen Gesellschaft, sondern auch die vieler Türken, die bewusst unter sich bleiben wollten und in einer Art Kleintürkei in den Städten leben wollten. Persönliche Kontakte blieben zu allermeist auf die berufliche Sphäre beschränkt. Die dritte Generation geht sogar schon wieder einen oder zwei Schritte zurück und ist mächtig stolz auf ihre türkische Wurzeln (der Erdogan-Effekt).
Dabei sind deren Eltern und Großeltern in weiten Teilen noch mehr oder weniger von der säkularen kemalistischen und westlich orientierten Politik geprägt gewesen, egal ob in der Türkei oder hier. Was eigentlich ja gute Voraussetzungen für eine erfolgsversprechende Integration gewesen wären.
War aber nicht so, und deshalb bin ich beiden Muslimen aus tiefarabischen Ländern wie Syrien, Iran und Irak, aber auch aus Afghanistan, die noch viel stärker von einem fundamentalistischen Islam geprägt sind, gar nicht so guter Hoffnung, was eine erfolgreiche Integration angeht. Das wird noch viel schwieriger als mit den Türken. Zugegeben, Ausnahmen wird es geben, Vorzeigeasylanten, aber eben Ausnahmen ...
Im Übrigen - und das habe ich auch geschrieben, ohne dass du darauf eingegangen wärst - passt mir hier der Ton mancher Foristen gar nicht. Solcher, die glauben, ihren Bunte-Vielfalt-Glauben in dogmatischer Weise vertreten zu müssen, indem sie Andersdenkende und Kritiker ihres Glaubens mit üblen Beleidigungen überschütten und Rufmord betreiben.
Manche brüsten sich zwar, keinen Account bei FB zu haben (hab ich übrigens auch nicht), aber dann sollten sie dieses Forum nicht als Ersatzspielwiese für FB benutzen. Hatespeach usw. (das kann übrigens auf sich beziehen, wer will...).
Ich werde mir das aber nicht länger gefallen lassen. Das nur als deutliche Ansage an die, die sich betroffen fühlen.