(12.11.2016, 15:48)Athineos schrieb: Gratuliere, Du bist nicht nur der einzige unter meinen Bekannten, der den Ulysses vollständig gelesen hat und ihn erklären kann, sondern auch der einzige, der sich für dessen Verfasser
hält .... :surrender:
Öhm. Nein. Zuviel der Ehre.
Erstens habe ich ihn seit 20 Jahren mindestens im Regal. Suhrkamp. Taschenbuch im schwarzen Schuber auf Bibelpapier.
Und zweitens ja, ich habe ihn versucht zu lesen, den Ulysses. Aber anders als bei Ecos Name der Rose, bei dem auch viele Leute gesagt haben, sie kämen aus irgendwelchen Gründen nicht über die ersten 50 Seiten hinaus, und ich wusste immer gar nicht, was die damit meinen, habe ich ihn nie durchbekommen. Ich scheitere jedes Mal an den ersten 50 Seiten bei dem Buch.
Das Buch (ist es eigentlich ein Roman oder was soll das sein?) ist ein brutaler Schlag ins Gesicht des Lesers. Harmlos als dickes Buch daherkommend, aber voll mitten in die Fresse rein. Als solcher gut gemacht von Joyce.
Er führte den Schlag nicht über den Inhalt aus, wie (vielleicht ursprünglich mal Ernest Hemingway, aber besser dann später) Henry Miller oder Charles Bukowski...
James Joyce machte es elegant über den Schreibstil. Da sollte man als Leser sonst keine Verpflichtungen haben, und zwar im ganzen halben nächsten Jahr nicht, wenn man das vollständig durcharbeiten will. Und das auch wirklich wollen. Sonst ist das bloß eine sinnlose Tortur, von der man nichts hat hinterher.
Manhattan Transfer von John Dos Passos passt vielleicht noch in diese Kategorie.
Berge, Meere und Giganten von Alfred Döblin möglicherweise auch und Robert Musils
Mann ohne Eigenschaften. Joyce ist als Literat wie Kubrick als Regisseur. Diese Leute muss man erst mal runterwürgen können, bevor sich das angenehme Gefühl im Magen einstellt.
Nein, ich habe es noch nicht gelesen (obwohl ich es irgendwann lesen will in meinem Leben), und ich halte mich ganz sicher nicht für den Autor, höchstens für so etwas wie einen Epigonen. Vor dieser Sorte von Genialtiät schrecke ich sogar zurück, ehrlich gesagt. Das ist mir, ganz ehrlich, zu hoch.