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Art.1 Die "Würde" - Es war einmal....
#11

Ich habs mir auch angesehen und spare mir einuges zu wiederholen was bereits
geschrieben wurde.

Einige Anmerkungen von mir:

1. Der Hinweis auf den Moral Sense Tests wurde zu wenig diskutiert/ausgebreitet:

     Vor über 10 Jahren hat der Evolutionsbiologe Dr. Hauser eingie enwickelt und an Personen getestet:

     es geht um das Beispiel, nur ganz kurz angerissen, mit dem Weichenwärter der die Weiche im letzten Moment        verstellen kann. Entweder es gehen 5 Arbeiter drauf oder ein Zug voll mit Passagieren. Nächste Variante wäre: auf dem einen Gleis sind keine anonymen Arbeiter sondern Kinder spielen drauf. Viele Varianten sind denkbar - auch die mit dem dicken Mann, er erst ermordet werden muß und dann von einer Brücke runtergestoßen wird, den Zug bremst und so 100e rettet.
Es ist klar, daß bei allen Varianten das Abstimmungsergebnis sehr unterschiedlich ist. Und wie es aussieht kann man sich vorstellen

2. Wie hätte der Pilot gehandelt wenn in dem abzuschiessenden Flugzeug Frau und Kinder, die gerade aus drem Urlaub kommen, gesessen hätten? Der Pilot gab keine Antwort.

3. Wie wäre das Urteil der "Schöffen" ausgegangen, wenn der Pilot ein ausgesprochener Asympath gewesen wäre, also z.B. .... na das spare ich mir.
Auch hier wäre das Abstimmungsergebnis sicherlich mehr gen schuldig tendiert.

Das ganze war ein Versuch der m.e. nicht sehr glücklich war. Bei einer solch komplexen Materie reichen 1,5 Stunden für die Telefonschöffen einfach nicht aus.
Problem, liegt aber an unserem System: jeder Trot... darf wählen und auch abstimmen.

Zum Schluß noch:

ich hätte auf "schuldig" plädiert und ähnlich wie Baum argumentiert. Die Höhe des Strafmaßeses wäfe eine ganz andere Frage gewesen.
#12

(18.10.2016, 18:59)messalina schrieb:  Die 70.182 wären gar nie umgekommen. Wenn ich die Pilotin wäre, würde ich die Maschine kurz vor dem Stadion hart aufsetzen (vielleicht so, dass die angeschnallten Passagiere und ich eine Chance hätten, der nicht angeschnallte Terrorist aber an die Windschutzscheibe knallt). Womit hätte mich der Terrorist zwingen können, mich selbst und die 70.182 umzubringen? Mit der Drohung "tu es, sonst bringe ich dich um"? Wie lächerlich ist das denn? [Bild: http://www.bollywoodchat.org/chat/emotic...age011.gif ]

Außerdem ist ein Stadion doch viel größer als ein Flugzeug? Das trifft vielleicht 10 Sitzreihen hinter dem Tor, aber doch nie alle 70.182 oder?

Zu meiner Schande muss ich gestehen, weder das Buch noch das Theaterstück zu kennen, und vom Film wie der Sendung danach nicht alles gesehen zu haben. Die Debatte damals habe ich komplett versäumt.
Erinnerlich wurde aber davon gesprochen, dass die Passagiere die Cockpittür hätten aufbrechen können, und ob der Kampfpilot das hätte sehen können.
Ich gehe also vom Terroristen als Piloten aus, ganz dem 9/11-Szenario entsprechend.

Die Anzahl der Toten im Stadion wäre abhängig vom Betankungszustand und der Geschwindigkeit. Ein Sturzflug mit vollen Tanks würde so ein Stadion zur kompletten Feuerhölle werden lassen. Die Tragflächen sind breiter als das Spielfeld, der zuschauerfreundliche steile Aufbau der Tribünen ergäbe eine Art Kochtopf. Ob alle tot wären, ist also eine eher akademische Debatte. Gar wären sie alle......

Dass Sie eine Heldin sind, ahnte ich bereits......jemand, der mir eine Waffe an den Kopf hält, hat ganz schlechte Aussichten, es sei denn, er drückt sofort ab. Ansonsten gibts nur ein Loch im Rumpf und ein Knalltrauma, der Patient wäre entwaffnet und alles gut. Aber ich fliege nicht. Mehr.

Der Einwand mit Kamerad Semmelrogge hat den kommödialen Charakter der ganzen "Schöffenentscheidung" natürlich deutlich gemacht. Da hat PuK natürlich Recht, ein "Volksgerichtshof" hat nie etwas mit Gerechtigkeit zu tun, und mit gesetzesorientierung auch nicht. Gefühle sind kein guter Ratgeber bei Gericht.

Aber wir diskutieren wenigstens drüber.....wenn auch nicht über die "Würde", die wir bereits verloren haben.
#13

(18.10.2016, 20:29)bbuchsky schrieb:  Die Anzahl der Toten im Stadion wäre abhängig vom Betankungszustand und der Geschwindigkeit. Ein Sturzflug mit vollen Tanks würde so ein Stadion zur kompletten Feuerhölle werden lassen. Die Tragflächen sind breiter als das Spielfeld, der zuschauerfreundliche steile Aufbau der Tribünen ergäbe eine Art Kochtopf. Ob alle tot wären, ist also eine eher akademische Debatte. Gar wären sie alle......

Wir gehen einfach mal davon aus, dass das Flugzeug nicht gleich nach dem Start entführt und zur Umkehr gezwungen wurde, sondern schon fast am Ziel war, schlage ich vor. Das ist glaube ich die realistischere Variante. Die Terroristen buchen einen Flug in die Stadt mit dem Stadion, der sowieso zur Zeit des Spiels dort ankommt. Und dann sind die Tanks ziemlich leer, weil man ja nicht viel mehr Treibstoff tankt als für die Strecke notwendig, wenn man ein Flugzeug betankt.

Das gibt jede Menge Gelegenheit für dramatische Szenen, nicht alle werden da sofort geröstet. Einige werden sich auch in den Zugängen zu den Tribünen befinden und von einer Feuersbrunst nicht unmittelbar betroffen sein, aber natürlich mittelbar (Panik, Rauch etc.). Da ließe sich filmisch durchaus was draus machen.

Im Gegensatz zur "Bumm"-Variante: Abschuss, Explosion, aus. Das ist das Problem an meiner Idee. Man muss hinten noch den Epilog mit der Gerichtsverhandlung dranfügen, und der hat in den beiden Versionen völlig unterschiedliche Längen, wenn die Folge 2 ins Sendeschema passen soll.

Man könnte höchstens die Handlung der "Bumm"-Variante dadurch in die Länge ziehen, dass der Pilot sich erstmal der Verfolgung entzieht, nachdem er das Flugzeug gelandet hat, und dass Filmzeit vergeht, bis sie ihn stellen. Aber das wäre nicht mehr als ein künstliches "retardierendes Moment", ein ziemlich auffälliges noch dazu, v.a. wenn jemand dann auch die "Nicht-Bumm"-Version zum Vergleich sieht. Dann hätte aber die Gerichtsverhandlung, der Epilog, ungefähr die gleiche Laufzeit.

Komplett gesehen habe ich den ARD-Film übrigens auch nicht. Nur mal so reingesehen, und komplett werde ich ihn mir nicht antun (es gibt ihn natürlich derzeit in der Mediathek). Das ist ja noch viel öder als die Filme über die Auschwitz-Prozesse. Da waren wenigstens die Verbrechen und die Verbrecher echt.

Aber das Ding ist ja in sämtlichen Feuilletons durchgekaut worden, auch schon damals, als das Theaterstück rauskam.

Mir gefällt die Herangehensweise nicht, v.a. auch in der völlig ideenlosen TV-Umsetzung, die das Stück einfach nachstellt und abfilmt. Das Theater ist wie bereits oben geschrieben in seinen technischen Möglichkeiten limitiert, aber das Fernsehen im Zeitalter der CGI-Effekte nur finanziell. Das ginge weit besser, wenn man schon meint, ausgerechnet dieses Stück für das Fernsehen adaptieren zu wollen. Nur müsste man halt ein bisschen kreativ sein dabei. Und ein bisschen mehr Kohle investieren. Ein bisschen viel mehr. Aber wie soll man denn auch, wenn die GEZ-Gebühr zum großen Teil für fürstliche Pensionen von ehemaligen Programmdirektoren und für schweineteure Rechte an Fußballspielen und Olympiaübertragungen verbraten wird?

Ich meine, "Tod eines Handlungsreisenden" oder "Warten auf Godot" könnte man so minimalistisch fürs Fernsehen adaptieren. Die funktionieren in einem Raum bzw. mit einem Bühnenbild (wenn man das bei "Warten auf Godot" "funktionieren" nennen kann). Aber doch nicht, wenn es um eine Flugzeugentführung und deshalb aufsteigende Militärflugzeuge geht, die Raketen abschießen. Dann will ich das sehen, wie die Rakete abgeschossen wird und wie das Flugzeug explodiert oder alternativ, wie es ins Stadion stürzt, und wie sie das technisch lösen fürs Fernsehen. Mit dem ÖR-Budget, und nicht mit Hollywood-Mitteln und Effekten von ILM.

Die Gerichtsverhandlung ist nur Nebensache, die kann man als letzte Viertelstunde in Kurzform am Schluss anhängen, wenn die ersten Leute schon wegzappen und einen anderen Sender suchen, denn die "Juristerei" dort stimmt ja bei von Schirach sowieso hinten und vorne nicht. Sie darf auch gar nicht stimmen, denn sonst hätte er ja keinen Aufhänger für sein Stück, wenn der Ausgang bei ihm so klar wäre, wie er das eigentlich ist. Und man kann das Stück andererseits auch nicht völlig in etwas anderes verkehren, wenn man es nur fürs TV "adaptieren" will.

Also bringt man das halt notgedrungen auch noch, aber möglichst kurz und unauffällig, am Schluss. Gut wäre, wenn es im Fernsehen so etwas wie "Bonus Tracks" auf DVDs und Blu-rays gäbe, wo man dann schon von vorneherein weiß, dass man sich die sehr gut sparen kann. Nachts von halb vier bis vier oder so, statt dem Testbild, das man leider gar nirgends mehr sieht, da könnte man diesen "Bonus" zu den Eigenproduktionen deutscher Sender vielleicht senden.

Manchmal gibt's halt einfach leider inhaltlich nichts zu senden. Dann sollte man das auch lassen. Dafür wurde vor langer Zeit einmal das Testbild erfunden, oh ihr Leute vom Fernsehen. Dafür, dass man es benutzt, wenn es nichts zu senden gibt.

Aber bei "Terror" kann man sich das Geld für den "Bonus" auch gleich sparen, denn da ist sowieso nichts mehr zu retten. Ich habe Post #6 in dieser Hinsicht noch um ein Edit ergänzt, das ich dir ans Herz legen möchte. Wenn man sich das sowohl unter Berücksichigung der juristischen Gegebenheiten als auch unter Berücksichtigung sämtlicher Motive durchdenkt, funktioniert es logisch so nicht. Der Freispruch ist so gut wie zwingend, selbst wenn man noch belastende (und völlig aus der Luft gegriffene) Elemente für den Piloten hineinkonstruiert, die es im Stück gar nicht gibt.
#14

Also.....
Das mit dem Tanken stimmt so nicht. Eine Etihad, die von DXB kommend MUC anfliegt, um dann JFK anzufliegen, würde natürlich mit randvollen Tanks wegen des gesponsorten Kerosins abfliegen und hätte über Minga gerade mal 20% verbraucht. Die tanken immer da, wo es am billigsten ist, ohne ins Meer zu fallen.
Aber lassen wir die Spinnereien, wenn der pilotierende Entführer schüchtern nachfragt, ob Seehofer gerade in der Staatskanzlei ist, käme keiner auf die Idee, das Teil vorher abzuschießen, und wenn in der Allianzarena gerade ein Musikantenstadl aufgezeichnet würde, ebenso. Und dann der Semmelrogge als frecher Pilotenflegel......."

Trotzdem sehe ich die Arithmetik immer noch als den entscheidenden Aspekt bei der Frage an.

Ein Schuldspruch wäre ja trotz eventueller Begnadigung durch den BP das Ende der militärischen Laufbahn und der Fliegerkarriere danach.

Und wenn auch nur ein Russe in der Maschine saß, haste auch noch mit der Blutrache irgendeines Verwandten des Opfers zu rechnen.
#15

Das dramaturgische Problem mit den zwei Teilen ist, dass die gesamte Geschichte bei von Schirach schon erzählt und vor allem geschehen ist, bevor die Unterbrechung erfolgt. Dann erfolgt nur noch eine Bewertung. Viel spannender wäre es, wenn der Zuschauer mit seiner Abstimmung den weiteren Verlauf der Geschichte, ihr Ende, beeinflussen könnte. Dann noch ein Urteil drauf, das mit der Rechtslage übereinstimmt. (Ob allerdings von Schirach seine Zustimmung zu meiner Verfilmung geben würde, bezweifle ich ganz stark.)

Aber mal als Gedankenspiel...

Folgendermaßen ginge es, vielleicht. Zwei Teile, je 90 Minuten.

So würde ich das machen:

Teil 1: Drei Handlungssträge, zerfallend in zwei Hauptstränge, die "Gegenwart" (hauptsächlich Schnitte zwischen Flugzeugentführung an Bord und politischer und militärischer Reaktion darauf, zulaufend auf die Situation im Cockpit des Militärflugzeugs), zwischendurch nebenbei Aufbau von "Nebenhandlungen" im Stadion, wie man sie aus Katastrophenfilmen kennt, einfach um ein paar Figuren einzuführen und um sie zueinander in Beziehung zu bringen), und als dritten Strang bereits jetzt "Vorausblenden" aus der späteren Gerichtsverhandlung hineingeschnitten.

Unterbrochen wird an der Stelle, wo in der Gerichtsverhandlung ("Zukunft") noch nichts entschieden und alles offen ist, und wo in der filmischen "Gegenwart" (Haupthandlung) der Pilot die Entscheidung treffen muss.

Zuschauerabstimmung, etwa 20 Stunden lang.

Teil 2, nächster Abend: Die drei Handlungsstränge werden zunächst fortgeführt, und die Technik mit den Schnitten zwischen "Gegenwart" (Flugzeugentführung) und "Zukunft" (Gerichtsverhandlung) in beiden Varianten beibehalten, wobei in derjenigen, in der der Pilot das Passagierflugzeug abschießt, noch eine Flucht und eine Verfolgung eingebaut wird, um einerseits den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten (der allerdings bedenklich knackst an dieser Stelle) und andererseits einfach Zeit vergehen zu lassen, weil ewiges Gelaber in einer Gerichtsverhandlung ja noch langweiliger ist als eine abgedroschene Verfolgungsjagd. (Ist einfach so. Je realistischer eine Gerichtsverhandlung dargestellt wird, desto langweiliger ist sie. Gerichtsverhandlungen bestehen nämlich zu einem sehr großen Teil aus Formalien, die man in Film und Theater "Längen" nennt. Das zieht sich umso quälender, je realistischer es ist. Eine Gerichtsverhandlung ist nun mal keine Show, die zu Unterhaltungszwecken konzipiert wurde.)

Notfalls bereitet man halt noch eine besonders rührselige Liebesgeschichte im Stadion schon im ersten Teil vor und hebt diese eine der ganzen Nebenhandlungen, die man nur aufgebaut hat, um Personen und ihre Beziehungen untereinander im Film zu haben und Sendezeit totzuschlagen, besonders hervor. Im zweiten Teil wird man sie eventuell brauchen, v.a., wenn sich die Zuschauer für die Abschuss-Variante entscheiden.

In der Variante mit dem Abschuss kann man nämlich daraus im zweiten Teil ein Happy End mit vielen vorherigen Komplikationen und Missverständnissen machen, um sich über die Zeit zu retten. Das hält dann auch die Mädels am Fernseher, nebenbei.

In der Variante mit dem Einschlag im Stadion kann man so aber im zweiten Teil auch das Liebespaar am späten Anfang der Folge 2 (so zwischen Minute 30 und 45, kurz vor der Mitte) tragisch und qualvoll sterben lassen, weil man es zur Überbrückung von Zeit nicht mehr braucht. Das gibt zwar Tränen bei den Mädels, hält sie aber auch am Fernseher. Und für die Jungs gibt es ja rundherum genug andere Action zu sehen.

Von beiden Varianten aus (Chaos im Stadion oder Flucht und Festnahme) läuft aber dann alles auf die Gerichtsverhandlung zu, die immer mehr Raum einnimmt, und in der dann unterschiedliche Urteile gesprochen werden. Der Zuschauer sollte dabei möglichst nicht merken, dass die filmische "Zukunft" in der zweiten Hälfte des zweiten Teils allmählich zur "Gegenwart" wird, das sollte möglichst fließend und unauffällig geschehen. Gleichzeitig sollten vorher einige Nebenhandlungen auf die Spitze getrieben werden, um vor dem Urteil noch einer Lösung zugeführt zu werden, wie auch immer die aussieht. Und dann eben das Urteil als Finale.

So in etwa hätte man das vielleicht einigermaßen vernünftig umsetzen können.

(Das hört sich vielleicht alles ein bisschen zynisch an. Aber so "baut" man Drehbücher fürs Fernsehen, man "schreibt" die nicht. Das ist eher ein Handwerk als eine Kunst.)

Aber das gestern war dramaturgisch ein kompletter Schuss in den Ofen; um das zu erkennen, hat mir das Quersehen von insgesamt vielleicht gut zehn Minuten in der Mediathek gereicht. "Der Stammheim-Prozess" ist unterhaltsamer, hauptsächlich wegen den unverschämten Angeklagten und den hilflosen Richtern. Aber das gestern? Ein stinklangweiliges Gericht (die Beisitzer sitzen da als wären sie schon halb tot und sagen keinen Ton) mit einem oberlehrerhaften Richter, der einem zwischendurch ins Gesicht sagt, was man zu meinen hat, und einem kreuzbraven Angeklagten.

"Deshalb vergessen Sie bitte alles, was Sie bisher über diesen Fall gelesen oder gehört haben" (Mediathek  ab 1:20), befiehlt der Richter wörtlich dem Zuschauer, den er "Schöffen" nennt, ganz am Anfang. Das kann doch nicht sein Ernst sein. Niemand kann absichtlich vergessen, was er mal gelesen, gehört oder gesehen hat. Das entzieht sich dem freien Willen des Menschen. Er vergisst es, oder er vergisst es nicht. Und gerade solche Aufforderungen, etwas zu vergessen sind kontraproduktiv, weil man sich durch die frischere Aufforderung, sich nicht zu erinnern, an die ältere Erinnerung künftig noch besser erinnert.

Wenn ich so einen Blödsinn höre, vergeht's mir doch schon. "Lassen Sie sich nicht von dem beeinflussen, was Sie möglicherweise bisher gelesen, gehört oder gesehen haben über den Fall", das könnte man sich als Formulierung eingehen lassen, das wäre vernünftig, weil leistbar. Aber die Aufforderung, das Bekannte einfach zu vergessen, ist komplett lächerlich, weil das nicht möglich ist. Und ein Richter hat sich verdammt nochmal präzise auszudrücken. Es ist nicht gut, wenn so eine Figur im Film schon nach nicht mal zwei Minuten offensichtlichen Unsinn redet.
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