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Unwort des Jahres 2016 - Druckversion

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Unwort des Jahres 2016 - Sophie - 10.01.2017

Volksverräter.

Mit spöttischer Würdigung https://www.welt.de/kultur/article161038619/Der-erste-Volksverraeter-war-ein-Oesterreicher.html 

Die SZ http://www.sueddeutsche.de/kultur/sprache-volksverraeter-ein-unwort-im-woertlichen-sinne-1.3326922  hält es für vertretbarverständlich...

das es ..>>Auf die genaue Bedeutung des Wortes kommt es denen, die es verwenden, gar nicht an. In der Jury-Begründung steht: "Als Vorwurf gegenüber PolitikerInnen ist das Wort in einer Weise undifferenziert und diffamierend, dass ein solcher Sprachgebrauch das ernsthafte Gespräch und damit die für Demokratie notwendigen Diskussionen in der Gesellschaft abwürgt."

Wer den Begriff benutzt, ist nicht an einer inhaltlichen Auseinandersetzung interessiert. Er will nicht reden, er will hetzen, aufwiegeln, Stimmung machen. In diesem Sinne ist "Volksverräter" im wortwörtlichsten Sinne ein Unwort, laufen dagegen doch alle weiteren Worte ins Leere. Und darauf hinzuweisen, ist eine gute Entscheidung.<<

vor allem ein Mundtotmachbegriff ist.


RE: Unwort des Jahres 2016 - PuK - 10.01.2017

(10.01.2017, 18:27)Sophie schrieb:  Volksverräter.

Mit spöttischer Würdigung https://www.welt.de/kultur/article161038619/Der-erste-Volksverraeter-war-ein-Oesterreicher.html 

Die SZ http://www.sueddeutsche.de/kultur/sprache-volksverraeter-ein-unwort-im-woertlichen-sinne-1.3326922   hält es für vertretbarverständlich...

das es ..>>Auf die genaue Bedeutung des Wortes kommt es denen, die es verwenden, gar nicht an. In der Jury-Begründung steht: "Als Vorwurf gegenüber PolitikerInnen ist das Wort in einer Weise undifferenziert und diffamierend, dass ein solcher Sprachgebrauch das ernsthafte Gespräch und damit die für Demokratie notwendigen Diskussionen in der Gesellschaft abwürgt."

Wer den Begriff benutzt, ist nicht an einer inhaltlichen Auseinandersetzung interessiert. Er will nicht reden, er will hetzen, aufwiegeln, Stimmung machen. In diesem Sinne ist "Volksverräter" im wortwörtlichsten Sinne ein Unwort, laufen dagegen doch alle weiteren Worte ins Leere. Und darauf hinzuweisen, ist eine gute Entscheidung.<<

vor allem ein Mundtotmachbegriff ist.

So ganz verstehe ich dich nicht, bzw. bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe. Falls ich dich richtig verstehe, also die letzte Zeile des Zitats als deine Meinung interpretiere, meine ich, dass es ganz so einfach nicht ist.

Die Links habe ich überflogen. Jedes der beiden Medien schreibt wohl, was man als zahlender Leser davon erwarten darf.

Ich persönlich halte den Begriff nicht für ein "Unwort". Da gäbe es viel unwörterige Unwörter.

Es gibt ihn durchaus noch, den Tatbestand des Volksverrats. Es ist auch heutzutage nicht so, dass es ihn nur theoretisch oder moralisch gibt. Es gibt ihn heute, leicht umbenannt, juristisch als Hoch- bzw. Landesverrat  (§§ 81 ff.) Und das kommt vor, auch hier in Deutschland, heute noch. Viel zu oft sogar. Nur sind die Täter häufig in Positionen, die es den weisungsgebundenen Staatsanwaltschaften schwierig bis unmöglich machen, vernünftig zu ermitteln.

Zitat:Die Staatsanwaltschaft ist als Organ der Exekutive  von den Gerichten  unabhängig und den Richtern  weder übergeordnet noch unterstellt. Sie ist jedoch, im Gegensatz zu den Gerichten, mit Beamten besetzt und hierarchisch  gegliedert. An ihrer Spitze steht auf Landesebene an den Landgerichten  ein Leitender Oberstaatsanwalt . Die Leitenden Oberstaatsanwälte der einzelnen Staatsanwaltschaften sind einem Generalstaatsanwalt  an den Oberlandesgerichten  unterstellt. Für die Dienstaufsicht  und sämtliche Verwaltungsangelegenheiten im Bereich der Staatsanwaltschaften ist das jeweilige Landesjustizministerium  zuständig. Innerhalb dieser Hierarchie bestehen von unten nach oben Berichtspflichten  sowie von oben nach unten Weisungsbefugnisse . Dabei ist der Weisungsgebende nicht an die Schriftform gebunden.

Quelle: Wikipedia 

Insbesondere den letzten Satz des Zitats muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Es gibt hinterher nicht mal einen Aktenvermerk darüber, aufgrund wessen Weisung die Ermittlungen eingestellt wurden.


RE: Unwort des Jahres 2016 - Serge - 10.01.2017

(10.01.2017, 18:27)Sophie schrieb:  Volksverräter.

Mit spöttischer Würdigung https://www.welt.de/kultur/article161038619/Der-erste-Volksverraeter-war-ein-Oesterreicher.html 

Die SZ http://www.sueddeutsche.de/kultur/sprache-volksverraeter-ein-unwort-im-woertlichen-sinne-1.3326922   hält es für vertretbarverständlich...

das es ..>>Auf die genaue Bedeutung des Wortes kommt es denen, die es verwenden, gar nicht an. In der Jury-Begründung steht: "Als Vorwurf gegenüber PolitikerInnen ist das Wort in einer Weise undifferenziert und diffamierend, dass ein solcher Sprachgebrauch das ernsthafte Gespräch und damit die für Demokratie notwendigen Diskussionen in der Gesellschaft abwürgt."

<<

vor allem ein Mundtotmachbegriff ist.

Soso also. 
Da fiele mir noch ein anderer, viel häufiger und gerade von Politikern und Medien häufig und mit Vorliebe benutzter Begriff ein, mit viel, viel größerer Breitenwirkung und vor allem viel, viel größerem Anwendungsbereich als der doch hauptsächlich von der rechten Szene benutzte Begriff "Volksverräter".

Ich bin mal so frei.

>Als Vorwurf gegenüber PolitikerInnen ist das Wort in einer Weise undifferenziert und diffamierend, dass ein solcher Sprachgebrauch das ernsthafte Gespräch und damit die für Demokratie notwendigen Diskussionen in der Gesellschaft abwürgt.
Wer den Begriff benutzt, ist nicht an einer inhaltlichen Auseinandersetzung interessiert. Er will nicht reden, er will hetzen, aufwiegeln, Stimmung machen. In diesem Sinne ist "Populist" im wortwörtlichsten Sinne ein Unwort, laufen dagegen doch alle weiteren Worte ins Leere. Und darauf ebenfalls hinzuweisen, wäre eine gute Entscheidung <


RE: Unwort des Jahres 2016 - Sophie - 10.01.2017

(10.01.2017, 19:00)PuK schrieb:  So ganz verstehe ich dich nicht, bzw. bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe. Falls ich dich richtig verstehe, also die letzte Zeile des Zitats als deine Meinung interpretiere, meine ich, dass es ganz so einfach nicht ist.

Die Links habe ich überflogen. Jedes der beiden Medien schreibt wohl, was man als zahlender Leser davon erwarten darf.

Ich persönlich halte den Begriff nicht für ein "Unwort". Da gäbe es viel unwörterige Unwörter.

Es gibt ihn durchaus noch, den Tatbestand des Volksverrats. Es ist auch heutzutage nicht so, dass es ihn nur theoretisch oder moralisch gibt. Es gibt ihn heute, leicht umbenannt, juristisch als Hoch- bzw. Landesverrat  (§§ 81 ff.) Und das kommt vor, auch hier in Deutschland, heute noch. Viel zu oft sogar. Nur sind die Täter häufig in Positionen, die es den weisungsgebundenen Staatsanwaltschaften schwierig bis unmöglich machen, vernünftig zu ermitteln.


Insbesondere den letzten Satz des Zitats muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Es gibt hinterher nicht mal einen Aktenvermerk darüber, aufgrund wessen Weisung die Ermittlungen eingestellt wurden.

Ich versteh dich zurzeit auch manchmal nicht. ^^ Gestern schon bei der Schwarzer und nun hier. Ja, es gibt den Tatbestand des Volksverrates, deswegen ist es ja wohl verfehlt den Begriff anderweitig zu besetzen.

Ansonsten halte ich von der Wahl des Wortes des Jahres wie des Unwortes des Jahres wenig bis nichts.


RE: Unwort des Jahres 2016 - Sophie - 10.01.2017

(10.01.2017, 19:44)Serge schrieb:  Soso also. 
Da fiele mir noch ein anderer, viel häufiger und gerade von Politikern und Medien häufig und mit Vorliebe benutzter Begriff ein, mit viel, viel größerer Breitenwirkung und vor allem viel, viel größerem Anwendungsbereich als der doch hauptsächlich von der rechten Szene benutzte Begriff "Volksverräter".

Ich bin mal so frei.

>Als Vorwurf gegenüber PolitikerInnen ist das Wort in einer Weise undifferenziert und diffamierend, dass ein solcher Sprachgebrauch das ernsthafte Gespräch und damit die für Demokratie notwendigen Diskussionen in der Gesellschaft abwürgt.
Wer den Begriff benutzt, ist nicht an einer inhaltlichen Auseinandersetzung interessiert. Er will nicht reden, er will hetzen, aufwiegeln, Stimmung machen. In diesem Sinne ist "Populist" im wortwörtlichsten Sinne ein Unwort, laufen dagegen doch alle weiteren Worte ins Leere. Und darauf ebenfalls hinzuweisen, wäre eine gute Entscheidung <

Postfaktisch stand auch zur Auswahl. :rolleyes:


RE: Unwort des Jahres 2016 - forest - 10.01.2017

'Unwort' ist wie 'Unkosten'. Ein verkrampfter Krampf (EvK³) oder Kubikquatsch.


RE: Unwort des Jahres 2016 - PuK - 10.01.2017

(10.01.2017, 20:41)Sophie schrieb:  Ansonsten halte ich von der Wahl des Wortes des Jahres wie des Unwortes des Jahres wenig bis nichts.

[^^Macht nichts. Ich kenne das. Alle Genies kennen das.]

"Wort des Jahres"... Ich wüsste jetzt nicht positiv, ob es da schon mal eines gab. Bestimmt, zweifellos gab es Wörter des Jahres, Dutzende vermutlich. Nur, wenn ich irgendwo die Überschrift "Wort des Jahres" oder sogar "Du wirst nicht erraten, welches Wort das Wort des Jahres ist" lese, dann klicke ich schnell weiter. Ich weiß jederzeit mehrere bis viele solche Wörter, dafür brauche ich keine Jury.

"Unwort des Jahres" ist dagegen so doof, dass ich es klicken muss. Und da kommt dann jedesmal ein oberlehrerhaftes "Du schreibst jetzt fünfzig Mal 'Ich darf nicht 'Volksverräter' sagen."

[Bild: http://fs5.directupload.net/images/170110/plhznujs.jpg ]


RE: Unwort des Jahres 2016 - _solon_ - 11.01.2017

Ich halte von diesen jährlichen Wort-Weltmeisterschaften gelinde gesagt: nix.

"Volksverräter" - da gäbe es für mich andere Worte wenn man schon unbedingt ein Unwort sucht.

Man kann sich bei der Wahl dieses Wortes noch fragen: Gibts die? Ich kann mir vorstellen, saß diese Frage öfters bejaht wird.


RE: Unwort des Jahres 2016 - Martin - 11.01.2017

Welche Relevanz besitzt dieses Wort im täglichen Sprachgebrauch? Wird es abseits von Rechtsextremen im eher östlichen Teil der Republik überhaupt verwendet?
Ich meine nicht. Deshalb ist die Wahl doppelt falsch: Das Wort besitzt einerseits keine Relevanz und erfährt andererseits durch die Wahl eine Aufwertung in der öffentlichen Wahrnehmung.
"Fake-News", "Hate-Speech", "Gefährder", "Brexit", "IS-Kämpfer": Es hätte zahlreiche bessere Alternativen gegeben.

Martin