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Otto Group schließt Retouren-Zentrum in Hamburg - Druckversion

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+--- Thema: Otto Group schließt Retouren-Zentrum in Hamburg (/showthread.php?tid=4337)

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RE: Otto Group schließt Retouren-Zentrum in Hamburg - Martin - 27.09.2020

(27.09.2020, 17:03)ThorstenK schrieb:  Sie haben das nicht zu Ende gedacht: Wäre es bei der EWG geblieben, hätten wir zwar die exakt gleiche Freihandelszone ohne Zölle wie heute, der Hauptunterschied wäre aber, dass es die heutige Personenfreizügigkeit nicht gäbe. Dann kämen die Arbeitskräfte aus Rumänien und Polen nicht zu uns, sondern unsere Unternehmen würden noch mehr dorthin oder anderwohin gehen.
Dass in Deutschland  das Gefälle zwischen arm und reich immer größer wird, liegt allein an der nationalen Verteilungsspolitik. Die EU macht den Mitgliedsländern da keinerlei Vorschriften, wie Sie z. B. an der polnischen Sozialpolitik sehen.  Die Flaschensammler können Sie in der EU-Kommission nicht abladen, das ist reine Polemik. Wenn Sie das nicht glauben, können Sie hier nachlesen: http://www.eu-info.de/europa/eu-eg-ewg/EWG/ 

Genau das würde eben nicht passieren! Weil das Währungsrisiko viel zu hoch wäre! Heute hat faktisch jeder den Euro oder eine im festen Wechselkurs abhängige Währung, so dass dieses Risiko nicht mehr besteht. Gut für internationale Konzerne, schlecht für Arbeitnehmer.

Das Gefälle in Deutschland kommt natürlich vor allem von der EU: Unternehmer lassen billig und ohne Risiko im EU-Ausland produzieren, hier wird Personal abgebaut. Die einen werden reicher, die anderen arbeitslos und ärmer. 

Man kann doch nicht ernsthaft leugnen, dass die EU zu einem ruinösen Wettbewerb der Sozial-, Lohn- und Steuerssysteme geführt hat, bei dem das Land gewinnt, das die miesesten Löhne, die schlechtesten Sozialstandards und die niedrigsten Steuern hat. Kurios, dass ausgerechnet ich links argumentieren muss.

Martin


RE: Otto Group schließt Retouren-Zentrum in Hamburg - ThorstenK - 27.09.2020

(27.09.2020, 19:34)Martin schrieb:  Genau das würde eben nicht passieren! Weil das Währungsrisiko viel zu hoch wäre! Heute hat faktisch jeder den Euro oder eine im festen Wechselkurs abhängige Währung, so dass dieses Risiko nicht mehr besteht. Gut für internationale Konzerne, schlecht für Arbeitnehmer.

Martin

Ganz im Gegenteil. Schwache Währungen gegenüber Deutschland würden den Anreiz noch weiter erhöhen, im Ausland zu produzieren, da die Lohnkosten noch niedriger wären.  Die billigen Arbeiter aus Rumänien und Polen  halten heute viele Industriezweige hier überhaupt noch am Leben.


RE: Otto Group schließt Retouren-Zentrum in Hamburg - Martin - 27.09.2020

(27.09.2020, 20:19)ThorstenK schrieb:  Ganz im Gegenteil. Schwache Währungen gegenüber Deutschland würden den Anreiz noch weiter erhöhen, im Ausland zu produzieren, da die Lohnkosten noch niedriger wären.  Die billigen Arbeiter aus Rumänien und Polen  halten heute viele Industriezweige hier überhaupt noch am Leben.

Warum hat das dann früher nicht stattgefunden? Die italienische Lira z. B. war eine reine Konfettiwährung. Demnach hätte die Industrie nach Italien abwandern müssen. Hat aber nicht stattgefunden. Warum? Währungsrisiko. Ihr Argument kann empirisch zu 100% widerlegt werden.

Martin


RE: Otto Group schließt Retouren-Zentrum in Hamburg - Kreti u. Plethi - 28.09.2020

(27.09.2020, 20:50)Martin schrieb:  Warum hat das dann früher nicht stattgefunden? Die italienische Lira z. B. war eine reine Konfettiwährung. Demnach hätte die Industrie nach Italien abwandern müssen. Hat aber nicht stattgefunden. Warum? Währungsrisiko. Ihr Argument kann empirisch zu 100% widerlegt werden.

Martin

Ich hatte das Beispiel Bosch erwähnt, da wurden Produktionen wegen der Lira nach italien verlegt.


RE: Otto Group schließt Retouren-Zentrum in Hamburg - Martin - 28.09.2020

(28.09.2020, 08:18)Kreti u. Plethi schrieb:  Ich hatte das Beispiel Bosch erwähnt, da wurden Produktionen wegen der Lira nach italien verlegt.

Im Vergleich zu den derzeit und seit der EU stattfindenden Standortverlagerungen eine Winzigkeit. 

Alleine die letzten Monate:

1) GEA (D => Polen)
2) VW Nutzfahrzeuge (D=> Polen)
3) Siemens IT (D=> Polen)
4) Bühler (D=> Tschechien)
5) Siemens VDO (D=> Tschechien)

usw. usf.

Martin


RE: Otto Group schließt Retouren-Zentrum in Hamburg - Kreti u. Plethi - 28.09.2020

(28.09.2020, 08:27)Martin schrieb:  Im Vergleich zu den derzeit und seit der EU stattfindenden Standortverlagerungen eine Winzigkeit. 

Alleine die letzten Monate:

1) GEA (D => Polen)
2) VW Nutzfahrzeuge (D=> Polen)
3) Siemens IT (D=> Polen)
4) Bühler (D=> Tschechien)
5) Siemens VDO (D=> Tschechien)

usw. usf.

Martin

Also genau dahin wo angeglichen werden soll?


RE: Otto Group schließt Retouren-Zentrum in Hamburg - Martin - 28.09.2020

(28.09.2020, 08:44)Kreti u. Plethi schrieb:  Also genau dahin wo angeglichen werden soll?

Wie würde es Ihnen denn gefallen, wenn Sie 20 Jahre jünger wären und ihr Arbeitsplatz ins Ausland verlagert würde, Sie die Raten fürs Haus nicht mehr bezahlen könnten und der Urlaub gestrichen werden muss? Würden sie mit den Schultern zucken und sagen, "Alles gut, muss ja angeglichen werden"? 

Martin

PS. Danke für die Bestätigung, dass die EU eine Politik zum Nachteil der deutschen Arbeitnehmer betreibt.


RE: Otto Group schließt Retouren-Zentrum in Hamburg - Kreti u. Plethi - 28.09.2020

(28.09.2020, 08:48)Martin schrieb:  Wie würde es Ihnen denn gefallen, wenn Sie 20 Jahre jünger wären und ihr Arbeitsplatz ins Ausland verlagert würde, Sie die Raten fürs Haus nicht mehr bezahlen könnten und der Urlaub gestrichen werden muss? Würden sie mit den Schultern zucken und sagen, "Alles gut, muss ja angeglichen werden"? 

Martin

PS. Danke für die Bestätigung, dass die EU eine Politik zum Nachteil der deutschen Arbeitnehmer betreibt.

Wie war das mit dem Großen Ganzen statt dessen wieder nur Egotripp?
Die Arbeitplätze würden so oder so verlagert werden dann doch lieber im sinnvollen Rahmen.
Wie schon erwähnt  Irland war anfänglich reiner Empfänger und ist nun Nettozahler.


RE: Otto Group schließt Retouren-Zentrum in Hamburg - Martin - 28.09.2020

(28.09.2020, 09:38)Kreti u. Plethi schrieb:  Wie war das mit dem Großen Ganzen statt dessen wieder nur Egotripp?

Äh, Sie kennen die Schwurformel der Regierung bei der Vereidigung? Beinhaltet die irgendwas mit "Nutzen des deutschen Volkes mehren" oder "Das Große und Ganze in Europa muss passen, dafür werden Arbeitsplätze ins Ausland verlagert, Renten gesenkt und der Sozialstaat abgebaut"?

Natürlich "Egotripp", die ganze EU mit Ausnahme von Deutschland handelt so.

Martin


RE: Otto Group schließt Retouren-Zentrum in Hamburg - ThorstenK - 29.09.2020

(28.09.2020, 08:27)Martin schrieb:  Im Vergleich zu den derzeit und seit der EU stattfindenden Standortverlagerungen eine Winzigkeit. 

Alleine die letzten Monate:

1) GEA (D => Polen)
2) VW Nutzfahrzeuge (D=> Polen)
3) Siemens IT (D=> Polen)
4) Bühler (D=> Tschechien)
5) Siemens VDO (D=> Tschechien)

usw. usf.

Martin

Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber Sie vermischen hier doch einiges. Arbeitsplatzverlagerungen gibt es seit den 60er Jahren, ganze Industriezweige sind in den 70er, 80er und 90er Jahren Richtung Osten verschwunden. Und nochmals, weil Sie offensichtlich in Zöllen  das Allheilmittel sehen: Auch die EWG war eine Freihandelszone und Zollunion. 
Zur Sozialpolitik: Auch hierfür ist die EU nicht  direkt zuständig. Sie setzt aber wie in vielen anderen Bereichen (Umweltpolitik, Verbraucherpolitik, Steuerpolitik, Rechtsstaatlichkeit) Mindeststandards, von denen alle EU-Bürger profitieren. Es ist also genau umgekehrt, wie Sie es behaupten:

Zitat:Die Sozialpolitik ist Aufgabe der Mitgliedstaaten und nicht der EU. Allerdings setzt die Europäische Union soziale Mindeststandards und greift auch über den Europäischen Sozialfonds in die soziale Lage in den EU-Ländern ein.
Besondere Bedeutung kommt der Gleichstellung von Mann und Frau zu, die sowohl den gleichen Zugang zu allen Berufen, identische Arbeitsbedingungen und auch die gleiche Entlohnung für die gleiche Tätigkeit zum Inhalt hat. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) achtet in seiner Rechtsprechung auf die Durchsetzung dieses Prinzips. Ein Ergebnis der EuGH-Rechtsprechung ist es, dass Frauen seit 2001 bei der Bundeswehr dienen dürfen. Eine junge Frau hatte erfolgreich geklagt, da ihre Bewerbung wegen ihres Geschlechts keine Berücksichtigung fand. Nicht diskriminiert werden dürfen auch die Erwerbstätigen anderer EU-Mitgliedstaaten, denen dieselben sozialen Rechte zustehen wie den Bürgern des jeweiligen Landes.

Auch der Arbeitsschutz ist auf europäischer Ebene vereinbart. Da es innerhalb der EU erhebliche Lohngefälle gibt, besteht bei grenzüberschreitenden Tätigkeiten die Gefahr des Lohndumpings, indem beispielsweise ein Unternehmen aus Rumänien in Deutschland arbeitet, seinen Arbeitnehmern aber nur die wesentlich niedrigern Löhne des rumänischem Niveaus zahlt. Diese Wettbewerbsverzerrung, die für die einheimischen Arbeitskräfte negative Folgen hätte, wird durch die Entsenderichtlinie verhindert oder doch zumindest eingeschränkt. Der Richtlinie zufolge müssen allen Arbeitnehmern an ihrem Arbeitsort die gültigen Mindestlöhne oder soweit es solche – wie in Deutschland - nicht gibt die tariflich vereinbarten Entgelte gezahlt werden. Auch die weiteren Arbeitsbedingungen wie Höchstarbeitszeit, Mindestruhezeit, bezahlter Mindestjahresurlaub und Arbeits- und Hygieneschutz müssen für Inländer und EU-Ausländer gleich sein.

https://m.bpb.de/internationales/europa/europaeische-union/42900/grafik-sozialpolitik